2.4.15.2. Suggestive Beeinflussung möglicher Mobbing-Opfer

Es gibt eine vorwegnehmende Parteinahme für Mobbing-Opfer, noch bevor überhaupt feststeht, dass es sich im vorliegenden Fall um Mobbing handelt. Das erinnert an die inzwischen etwas zurückgehende Jagd auf "Kinderschänder", in der psychologische Laien kleine Mädchen so lange suggestiv ausfragten, bis diese über die schlimmsten Sexualpraktiken ihrer Väter zu berichten wussten, ohne dass derartiges tatsächlich vorgefallen war. Dem entsprechend gibt es Mobbing-Jäger wie den Anti-Mobbing-Trainer (AMT) Simon Steimel, über den in einer Monitor-Sendung am 24. 4. 2003 berichtet wurde. Ich zitiere aus dem Bericht von Peter Schran über "Mobbing - Der Psychokrieg im Klassenzimmer":

Simon Steimel, AMT zu einem Schüler: "Wirst du geärgert, weil du so klein bist?" Schüler: "Ja, klar." Simon Steimel, AMT: "Und wie findet das statt? Dann sagen sie zu dir 'Kleiner Zwerg', oder ...?" Schüler: "Ja, sowat. Erst mal 'Fruchtzwerg' und so." Simon Steimel, AMT: "Macht euch das Spaß, ihn zu ärgern, weil er klein ist?" (Schüler lachen.) Simon Steimel, AMT: "Macht das Spaß? Ja klar macht das Spaß. Wem macht's keinen Spaß?" Stille. Simon Steimel, AMT: "Ihm. Genau." - Auch der Reporter kann da mithalten, wenn er einen Jungen befragt: "Tobias, hier hast du Angst morgens früh?" Tobias: "Ja." Reporter: "Vor wem?" Tobias: Vor den Schülern." Reporter: "Die jetzt hinter dir her sind?"

Bei solcher Befragungstechnik verwundert es nicht, wenn Simon Steimel, AMT, zu folgender Verallgemeinerung kommt: "Also es ist nicht mehr so, dass man einen Außenseiter in der Klasse hat und den ein bisschen quält oder so'n bisschen einschüchtert, sondern das Ziel ist wirklich, den zu zerstören, das heißt, ihn so lange zu quälen, dass er entweder die Klasse verlässt, dass er sich selber was antut, oder dass er irgendwann halt dann mal einen Amoklauf startet." Ist das wirklich das Ziel des Schüler-Mobbings?

Außer dieser maßlosen Übertreibung eines Katastrophen-Szenarios und den zuvor angekreideten Suggestiv-Fragen enthält der Beitrag, das ist einzuräumen, auch einige treffende Einschätzungen des Schüler-Mobbings. Der Hinweis auf Adressen und Anlaufstellen (offenbar zur Anti-Mobbing-Beratung) bietet erste Ansatzmöglichkeiten dafür, im Einzelfall dem Schüler-Mobbing pädagogisch-therapeutisch zu begegnen. Die Notwendigkeit, ihm vorbeugend entgegenzuwirken, wird im Text nur angedeutet.